Wie alleine vermessen

Trotz vieler wirklich sehr guter Tutorials gibt es immer wieder Probleme, wie man sich vermisst.

Ratsam ist es natürlich, immer jemanden dabei zu haben, der einen vermisst. Doch was macht man, wenn dieser etwas "ungeschickt" ist oder man erst gar keine zweite Person hat, die einen vermessen kann?

Keine Angst ... auch das geht! Und dabei ist es gar nicht soooo schwer.

Was ihr benötigt? eine Kamera! (eine Handy Kamera ist da völlig ausreichend) Wichtig ist, dass die Kamera auf einem Stativ steht oder ihr den Selfie Stick so platziert, dass ihr euch im Selbstauslösemodus ablichten könnt.

Im Laufe meiner mehr als 30 jährigen Näherfahrung hat sich so manches gute Hilfsmittel bei mir eingefunden. In dieser Erklärung nutze ich z.B. die Hilfsgummibänder von homeatelier/ Ursel Hurth. Dieses Maßsystem besteht aus mehreren Gummibändern, für die waagerechten Maße.
Natürlich könnt ihr euch hier auch mittels Kordeln oder anderen Bändern behelfen. 

Fangen wir also an. 

Es geht um die Bemessung des Taillenumfanges. Wie oft lese ich, dass jemand keine Taille hat. 
Glaubt mir, jeder hat eine Taille ... bei dem Einen liegt sie etwas höher, bei dem anderen kann es sein, dass sie etwas tiefer liegt. Aber ihr habt sie.
Der Taillenumfang wird an der schmalsten Stelle des Oberkörpers gemessen. Genau hier legt ihr ein Maßband oder Fixierband an, um welches ihr dann anschließend das Zentimetermaß entlang führt und das Umfangsmaß ablest!













Die schmalste Stelle ist schwer feststellbar? Dann behelft euch wie folgt: streckt jeweils rechts und links die Hüfte nach außen und dadurch ergibt sich ein "Knick" an der schmalsten Stelle am Körper.

HEY ... und das ist die Stelle der Taille. Na wer sagt es denn ... ihr habt ja eine!!!





Um diese schmale Körperstelle legt ihr jetzt euer Zentimetermaßband.

Es gibt Maßbänder, die lassen sich einhaken und sind hierfür natürlich ideal.

















So ein Maßband habe ich hier auch verwendet. In dem Maßband seht ihr kleine Löcher in die ihr den Haken dort einhängen könnt, wo ihr den Umfang abmisst und "KLICK" ... macht mir dem Selbstauslösemodus der Kamera ein Foto ... schon habt ihr diesen festgehalten.
Könnt ihr die Zahl dann in der Kamera recht schwierig entziffern, zoomt euch die Stelle einfach mit einem (kostenlosen) Fotoprogramm heran. E. funktioniert wirklich. 







Oft wird noch nach Längenmaßen gefragt. Jetzt wird es schon schwieriger. Vordere und rückwärtige Taillenlänge werden abgefragt.
Au weia ... das klingt kompliziert.
Die liebe Inge Szoltysik-Sparrer hat hier in ihrem Shop eine absolut geniale Unterstützung für uns Nähfreunde auf den Markt gebracht. Ein Meßgeschirr, mit dem die Längenmaße abzulesen sind (und im Übrigen ist hier auch ein Zentimetermaßband zum Einhaken dabei!) 
Inge´s Meßgeschirr wird wie ein Kragen um den Hals gelegt und mit einem Klettband verschlossen. Drei Maßbänder hängen nun herunter, mit denen sich die Längsmaße leicht ablesen lassen.










Au weia.... hier habe ich aber meinen äußerst hochkonzentrierten Blick ... lach







Jeweils rechts und links führt genau vom Halsansatz ein Zentimetermaß nach unten. Dieses führt ihr nun über die Brust unter das Taillenband hindurch und habt die vordere Taillenlänge.
Notiert euch bitte sowohl für die rechte, als auch für die linke Seite das Maß, denn oft ist es so, dass wir - wenn auch geringe - Unterschiede hier haben, durch Haltungsschäden, etc. 





Drückt wiederum den  Fotosensor im Selbstauslösemodus ... vergrößert ggf. wieder den notwendigen Ausschnitt und notiert euch das Maß der vorderen Taillenlänge. 







Und wie kommt ihr nun an die rückwärtige Taillenlänge?
Ganz genauso! Von der Halsmitte des Kragens aus geht ebenfalls ein Zentimetermaß nach unten. Dieses führt ihr durch das Taillenband, stellt euch wirklich locker und gerade hin. Das Maßband zieht ihr nochmal schön stramm (durch den Schritt hindurch, dass es nicht locker hängt). Mit der Zeitvorwahl der Kamera im Selbstauslösemodus arbeiten und schon habt ihr auch die rückwärtige Taillenlänge von euch.
Klappt doch, oder?



Weiter geht es mit den unliebsamen horizontalen Umfangsmaßen. 






Mag es am gerne Essen liegen, an zu wenig Sport, oder, oder .... Fakt ist, ich habe Bauch!
 Meine Kleidung soll möglichst nicht so am
Körper anliegen, dass man dann meine Röllchen sieht, also muss ich Wohl oder Übel auch das Bauchumfangsmaß messen. Hierfür nehme ich das Maßgummiband wieder aus dem Set von Ursel Hurth mit der Aufschrift "Hüfte". WAAAAAAASSSSS???? !!!! Vermutlich werden jetzt einige sagen, hey, da liegt aber nicht meine Hüfte. Lasst mich erklären, Oft ist der Bauchansatz dort, wo sich auch unsere Hüftknochen befinden. An der Stelle, wo ihr jetzt diesen Umfang misst, muss definitiv so viel Weite im Schnitt sein, dass der Stoff locker fällt. Es sei denn ihr möchtet dort die "Röllchen" betonen, was ich jetzt einfach mal behaupte, dass ihr dieses eher vermeiden möchtet. 
Also legt euch das Band um den Bauch, messt den dortigen Umfang und auch den Abstand von Taille zu dieser Stelle, damit ihr das Umfangsmaß im Schnitt entsprechend dann berücksichtigen und ggf. dort auch mit Mehrweite arbeiten könnt.
Und wieder dürft ihr ein Foto machen und damit die Maße festhalten.

Die tatsächliche breiteste Stelle am Körper messe ich mit dem Maßband "Hüfte/Gesäss". In dem unteren Foto erkennt ihr, dass diese Stelle tatsächlich nochmal einige Zentimenter unterhalb des gemessenen Bauchumfangs liegt.
Das Längenmess-geschirr von Inge ist auch hier immer noch ein weiterer hilfreicher Begleiter für mich. Ich erkenne sofort die Abstände von Taille zum oberen Hüftmaß bzw. zum Gesäß.
Jetzt heißt es aber wieder mal, die richtige Stelle zu finden, wo die breiteste Stelle des Gesäßes liegt.
Erinnert euch daran, wie ihr die Taille festgestellt habt. Ihr habt hier jeweile die Hüfte nach rechts und links geneigt. Das macht ihr nun wieder und genau an der Stelle, an der das Gesäss nach außen erkennbar ist, liegt die Stelle für das Gesäßumfangsmaß.








Hier könnt ihr die vertikalen Abstände erkennen



Mit Hilfe eines weiteren Maßbandes könnt ihr nun den Gesäßumfang messen!

Ihr seht, auch alleine ist eine Vermessung möglich. Denkt nur daran, körpernahe Kleidung zu tragen und möglichst auch einen BH unter der Kleidung zu tragen, den ihr üblicherweise auch sonst tragt. 

Ich hoffe, ich konnte euch ein paar kleine Tricks vermitteln und nun heisst es dann für euch: ran an die Maßbänder. Viel Spass!


Kommentare

.Meike hat gesagt…
Danke für den informativen und auch lustigen Beitrag!
Unknown hat gesagt…
Das Hüft-Gesäßmaß müsste bei mir bis 150 cm messen, tut es das wohl? Auf der Homepage von Inge S. steht: für alle Größen. Aber hey. Ich bin mir nicht sicher. :-)
Tina hat gesagt…
Meike ... oh du hast den Beitrag gelesen. Das freut mich total!
Tina hat gesagt…
Sylvia ... Bei dem Messgeschirr von Inge werden die Längemaße gemessen. Das Zentimetermaß, was ebenfalls dabei ist, geht bis 150 cm
Unknown hat gesagt…
Danke, das ist eine Offenbarung! Einiges habe ich bereits richtig gemacht, abetr es sind wirklich hilfreiche tricks dabei!
Tina hat gesagt…
Dreizehnmorgen, .... das freut mich total.
Unknown hat gesagt…

Das ist aber mal eine tolle Idee... Herzlichen Dank dafür
Vielen herzlichen Dank liebe Tina.
DeineTips sind mir eine große Hilfe und Lernstoff
Anonym hat gesagt…
Ich habe es leider nirgends rausfinden können, und es ist sicherlich ne Frage eines Anfängers oder Perfektionisten…. Beim Längenmaß: muss ich das Längenmaß an der Oberkante, der Unterkante oder sogar die Mitte des horizontalen Bandes ablesen?
Zum Beispiel bei der Taille: egal wie breit das Band um die Taille herum ist, es hat halt eine gewisse Breite. Wo setze ich dann den Punkt für das Längenmaß an?
Bei einem Bindfaden ist es natürlich einfacher zu ermitteln (weil sehr dünn), aber den sieht keiner, der sich allein vermisst.
Vielen Dank im Voraus.